Pubertät: Warum werden meine Kaninchen plötzlich anstrengend?

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In der Pubertät jagen sich die Kaninchen oft sehr heftig, obwohl sie sich vorher sehr gut verstanden haben.

Kaum etwas wird so oft gefragt, wie die Verhaltensveränderungen, die sich in der Pubertät ergeben. Ganz klassisch sind folgende Probleme:

  • Meine Kaninchen waren immer ein Herz und eine Seele, aber plötzlich seit zwei Tagen jagen sie sich. Was kann ich tun?
  • Mein Kaninchen war immer stubenrein aber plötzlich spritzt es (roten) Urin herum und köttelt im ganzen Auslauf.
  • Mein Kaninchen berammelt plötzlich ständig seinen Partner.
  • Mein Kaninchen gräbt plötzlich im Auslauf alles um und legt tiefe Gänge an.

Diese Verhaltensprobleme sind ganz typisch für die Pubertät beim Kaninchen.

Wann kommen Kaninchen in die Pubertät?

Die meisten Kaninchen kommen um den 8. Lebensmonat herum in die Pubertät, bei Außenhaltung verschiebt es sich jedoch teilweise vom Winter auf das Frühjahr. Manche Kaninchen zeigen auch schon ab der 16. Lebenswoche Anzeichen für die Pubertät. Kleine Kaninchenrassen sind früher pubertär als große Kaninchen.

Was passiert in der Pubertät?

buddelkiste tunnel

Die Kaninchen wachsen in dieser Phase vom Baby zum erwachsenen Kaninchen heran. Nun gibt es erstmals eine Rangordnung, die geklärt werden muss. Die Tiere messen ihre Kräfte, probieren aus, wo sie in der Rangordnung eingeordnet werden.
Zudem fangen sie an, ihr Revier zu markieren (oft auch mit Urinspritzern) und werden erstmals hitzig oder scheinträchtig. Dazu gehört auch der Bau von Tunneln, in denen sie in der Natur leben. Dadurch wird oft extremes Buddelverhalten beobachtet. Die Weibchen legen Satzröhren an.

Was kann ich tun?

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In einem Stall können sich streitende pubertäre Kaninchen nicht aus dem Weg gehen und sich u.U. sogar verletzen. Es sollte dringend ein mardersicherer, großer Dauerfreilauf angeschlossen werden.

Die Pubertät ist eine Phase, die mit einer langen Hitzigkeit/Scheinträchtigkeit vergleichbar ist. Es ist weder eine Krankheit, die behandelt werden muss, noch ein Problem, das man einfach behebt.

Die Pubertät ist wichtig für die gesunde Entwicklung, auch wenn die Tiere teils ein extremes Verhalten zeigen.

Viele Halter lassen ihre Rammler nicht kastrieren, weil sie “sich so gut verstehen” und wenn sie dann pubertär sind, bekämpfen sie sich plötzlich bis aufs Blut. Unkastrierte Rammler müssen zwingend kastriert werden! Wenn sie davor unverträglich waren hilft es, sie zusammen aus der Narkose aufwachen zu lassen und dann in einen neutralen Bereich zu vergesellschaften.

Immer wieder erleben wir, dass zwei Weibchen zusammen gehalten werden, die sich als Jungtiere bestens verstehen, aber in der Pubertät in der Regel kämpfen und sich nicht mehr verstehen. Bei dieser Kombination sollte auf jeden Fall ein kastriertes Männchen hinzu vergesellschaftet werden, damit man langfristig eine verträgliche Gruppe hat.

Häufig sind schlecht sozialisierte Kaninchen besonders anstrengend in der Pubertät. Ein älteres, erziehendes Kaninchen (ab 2 Jahren) kann helfen, dass diese Kaninchen normale Umgangsformen erlernen.

buddelnkaninchen

Ansonsten ist bei streitenden Kaninchen sehr sehr wichtig, dass sie ganz viel Platz haben (min. 6m² + ganztägig Auslauf auf viel Platz oder 10-12m² bei weniger Auslauf) und keine Sackgassen, sondern Rundwege, so dass sie sich im Kreis jagen können.

Es muss auch noch mal die Gruppenzusammenstellung überprüft werden.

Es sollten Buddelkisten und andere Buddelbereiche und Beschäftigungsmöglichkeiten angeboten werden bzw. ein Gang belassen werden, an dem sie weiter bauen dürfen.

Das starke Markierverhalten legt sich meist recht bald wieder. Solange kann ein PVC-Boden den Untergrund schützen und Rollglas an den Wänden eine leicht abwischbare Oberfläche ermöglichen.

Achtung: Auseinandersetzungen mit Kratzern und wilden Jagereien sind noch normal. Keinesfalls die Kaninchen zeitweise trennen, denn dadurch werden Aggressionen sehr stark geschürt und Bissverletzungen provoziert! Bei Bissverletzungen, die behandlungsbedürftig sind, sollten die Tiere mehrere Wochen ohne Blickkontakt durchgängig getrennt und dann neu vergesellschaftet werden! Siehe häufige VG-Fehler

Beschäftigungsmöglichkeiten

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40 Kommentare
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  1. Flora
    Flora sagte:

    Hi Viola
    Ich habe 2 Häsinnen und 2 kastrirte Männchen. Das eine Männchen lebt mit dem einem Weibchen zusammen und das andere Männchen mit dem anderem Weibchen. Ich habe sie schon oft frei im Garten laufen lassen.Es ist nie schlimmeres passiert, als dass sie sich gejagt haben. Aber als wir sie noch einmal in Garten gelassen haben hat das große Männchen das kleine ins Ohr gebissen. Die Wunde ist zwar wieder so gut wie geheilt ,aber ich mache mir natürlich trozdem große Sorgen, dass so etwas noch einmal passieren wird . Seit dem waren die Männchen nicht mehr ohne Abtrennung im Garten . Aber ich träume davon,dass sie sich doch einmal versöhnen werden. Könntest du mir Viola villeicht Tipps geben wie es für die Kaninchen stressfrei zu einem friedlichem Zusammenleben kommen kann ? Ich währe dir sehr dankbar
    Liebe Grüße
    Flora

    • Kathinka Bradley
      Kathinka Bradley sagte:

      Hallo Flora,
      ich hoffe du bist nicht böse, wenn ich antworte.
      Kaninchen sind sehr revierbezogen und verteidigen ihr Gebiet vehement. Wenn man fremde Kaninchen immer mal wieder zusammen lässt, wollen sie irgendwann ihr Revier verteidigen und dem anderen zeigen, dass er dort nichts zu suchen hat. Deshalb muss man eine Vergesellschaftung machen, damit sie sich zusammengehörig fühlen.
      Ich würde sie erst einmal getrennt lassen und nach etwa einer Woche an einem neutralen Ort vergesellschaften wie hier beschrieben: https://www.kaninchenwiese.de//verhalten/soziales/zusammenfuehrung.
      Liebe Grüße,
      Kathinka

  2. Melli
    Melli sagte:

    Liebe Viola,
    ich habe 2 Häsinnen (Geschwister) sie waren immer eine Herz und Seele doch seit neustem jagen und berammel sich, aber vor kurzem fand ich Fellbüschel im Gehege ich weiß nicht ob sie vom Fellwechsel sind oder sich gegenseitig rausziehen. Die 2 Sache ist das sie extrem hastig fressen, keine Pause machen, die ganze Zeit streiten.
    Liebe Grüße
    Melli

    • Maria Klas
      Maria Klas sagte:

      Hallo Melli,
      ich finde gut, dass du dich bei einer aufgetretenen Verhaltensveränderung informierst, die zwar immer in einem völlig normalen Rahmen liegen kann, so wie es sich hier erst einmal anhört, aber natürlich immer auch der einzige Hinweis sein kann, dass etwas vorliegt, dem man auf den Grund gehen sollte. Wenn die Damen sich bei mir gestritten haben, was immer wieder normal dazu gehört, finde ich meistens etwas gerade abgebissenes Fell. Weitere Infos zu Fellwechsel findest du hier: https://www.kaninchenwiese.de//gesundheit/haut-fell/fellwechsel/
      Wie oben im Text beschrieben wäre dieses Verhalten in der Pubertät völlig normal und kann auch immer wieder bei Scheinträchtigkeit oder Hitzigkeit sehr extrem werden. Hier gibt es eine Übersicht dazu: https://www.kaninchenwiese.de//verhalten/verhaltensprobleme/beissen-aggressionen/.
      Ich entnehme deinen Angaben, dass es erst sehr kurz so ist und dies kann eben auch nur daher kommen, dass sie ihre Rangordnung neu klären. Unter https://www.kaninchenwiese.de//verhalten/soziales/rangordnungskaempfe/ findest du darüber genaue Informationen, die helfen können, das Ausmaß und die Ursachen, die einen Einfluss haben können, verstehen zu lernen und ggf. auch die eigene Haltung auf Faktoren zu prüfen, die auch dazu führen können oder dies begünstigen z. B. Platz, Beschäftigung, Anzahl der Futterstellen.
      Sollte der Platz und die Möglichkeit bestehen, ist generell bei zwei Häsinnen empfehlenswert, noch einen kastrierten Kaninchenbock dazu zu gesellen. Wer zu wem am besten passt, kannst du hier sehen https://www.kaninchenwiese.de//verhalten/soziales/wer-passt-zusammen/.
      Sollten weitere Fragen bestehen, kannst du dich jederzeit gerne melden.
      Alles Liebe und viele Grüße Maria

      • Melli
        Melli sagte:

        Ich habe das ganze jetzt schon eine ganze Weile beobachtet, doch es wurde immer schlimmer. Meine Rangniedrigere hat zwar schon Haarausfall wegen dem Fellwechsel, doch ich finde immer mehr blutende oder verkrustete Wunden. Vor kurzem habe ich sogar herausgefunden wie sie es gaschafft hat. Als meine Braune (Ranghöhere) die Schwarze (Rangniedrigere) berammel wollte hat sie in das Fell gebissen, damit die Schwarze sich nicht befreien kann. Sie tat es trotzdem und die Braune hatte einen Fellbüschel im Mund, was sie dann auch gefressen hat (ich denke das macht sie nur selten,sonst würde man ja keine Fellbüschel finden, aber so kam es bestimmt zu den Köttelketten)
        Vielen Dank im Vorraus ❤️

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