Matschiger oder flüssiger Kot

Achtung! Kaninchen mit Durchfall versterben oft innerhalb von Stunden an Fliegenmadenbefall!

Schützen Sie Ihr Kaninchen vor Fliegenmaden!

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Wodurch entsteht Durchfall?

Wenn ein Kaninchen breiigen oder dünnflüssigen Kot absetzt, spricht man von Durchfall. Dieser kommt durch eine Reizung der Darmschleimhäute zu Stande bzw. im späteren Stadium dann durch eine entzündete Darmschleimhaut. Die Darmschleimhaut beim Kaninchen entzündet sich sehr schnell.

Ursachen

Folgende Ursachen sind verbreitet:

  • Eine starke Belastung durch Fehlernährung (z.B. Trockenfutter, auch getreidefreies, viel Getreide, Süßigkeiten, Leckerlis, zu viel Knollengemüse und Obst, zu wenig Grünfutter…). Eine häufige Ursache ist die grundsätzlich falsche Fütterung von Kaninchen. Bitte informieren Sie sich hier auf dieser Seite umfassend zur richtigen, trockenfutterfreien Ernährung!
  • Frischfutter-Unverträglichkeit: Reagiert Ihr Kaninchen auf Frischfutter mit Durchfall, so gibt es immer eine tiefere Ursache. Wildkaninchen ernähren sich nur von Frischfutter, unsere Hauskaninchen haben die gleiche Verdauung. Wenn sie kein Frischfutter vertragen, haben sie meist Parasiten oder werden mit Trockenfutter ernährt, das die Verdauung derart angreift, dass sie kein Frischfutter mehr vertragen. Ebenfalls kann es durch eine zu trockene Ernährung (Heu, Trockenkräuter, Trockenfutter, Trockengemüse etc.) zu Unverträglichkeiten kommen. Lässt man alles Trockene außer Heu weg und füttert statt dessen ausnahmslos gutes Grünfutter (Wiese, Zweige, Bittersalate, Karottengrün, Küchenkräuter) rund um die Uhr, so geht der Durchfall wieder weg.
  • Trockenkräuter/kräuterreiches Heu: die Kaninchen setzen flüssigen Blinddarmkot ab, hinterlassen matschigen Kot oder setzen sich in ihren Matschkot.
  • Das frische Grün im Frühjahr (besonders eiweißreich) kann ebenfalls Durchfall auslösen, wenn es nicht langsam angefüttert wird.
  • Infektionen oder Parasiten wie Würmer, Kokzidien und Hefen, Fehlbesiedlungen. Lassen Sie eine Kotprobe von zwei bis drei aufeinander folgenden Tagen auf Hefen, Kokzidien, Würmer und e. coli Bakterien untersuchen. Sollte diese zu keinem Ergebnis führen und andere Ursachen ausgeschlossen sein, ist eine erweiterte, große Kotprobe sinnvoll.
  • Erhöhte Belastung durch unzerkautes Futter (Zahnprobleme oder hastiges Schlingen weil zu wenig Futter angeboten wird)
  • Giftstoffe, die sie angreifen (mit Spritzmitteln belastetes oder vergorenes Frischfutter, Medikamente (z.B. Antibiotika), giftige Dinge wurden angefressen),
  • Manchmal wird Durchfall auch mit dem Blinddarmkot verwechselt, dieser wird insbesondere dann schlecht erkannt, wenn er platt getreten oder am After verschmiert wurde.
  • Ein kotverschmiertes Hinterteil ist nicht immer auf Durchfall zurück zu führen, oft handelt es sich um Blinddarmkot oder das Kaninchen kann sich nicht ausreichend putzen, da es nicht hin kommt (Übergewicht) oder Schmerzen hat (Arthrose, Spondylose, Wirbelsäulenerkrankungen, Gleichgewichtsstörungen…). In manchen Fällen kann auch ein stark verschmutzter Untergrund dazu führen.
  • Weiße Kaninchen mit punktförmiger Scheckung (Punktscheckung) sind oft vom Megacolon, einer angeborenen Erbkrankheit betroffen, diese Tiere haben oft Matschkot oder Durchfall.
  • Antibiotika kann auf den Darm schlagen und zu Durchfall führen. Gerade wenn es länger gegeben wurde, ist der Darm oft noch eine Weile empfindlich und neigt zu weichen Kot.
  • Oftmals ist auch die Darmflora durch Antibiotika-Gaben, eine falsche Fütterung oder eine zu frühe Trennung von der Mutter unvollständig aufgebaut oder es besteht eine Fehlbesiedlung.
  • Auf starken Stress können empfindliche Kaninchen mit weichem Kot reagieren.
  • Manche Kaninchen vertragen einzelne Gemüsesorten nicht und reagieren auf diese mit Durchfall (Unverträglichkeiten, Allergien).
  • Auch viele andere Grunderkrankungen (z.B. organische Erkrankungen, Viren…) führen zu Durchfall, bei Verdacht sind deshalb weitergehende Untersuchungen, insbesondere ein Blutbild, nötig.

Wichtig: Anders als beim Menschen ist Durchfall beim Kaninchen nicht ungefährlich und hat immer eine krankhafte Ursache! Suchen Sie unbedingt die Ursache und lassen Sie das Kaninchen beim Tierarzt behandeln.

Behandlung: Was hilft gegen Durchfall?

Suchen Sie unbedingt einen Tierarzt auf, der nicht nur auf Kleintiere (Hunde & Katzen), sondern auf Heimtiere (Kaninchen und Nager!) spezialisiert ist!
Nur gezielt fortgebildete Tierärzte können Kaninchen behandeln, denn im Studium sind sie nur Randthema. Tierarzt finden

Ernährung während des Durchfalls: Bei Matschkot oder leichten Durchfall kann mittels einer “Durchfall-Diät” der Durchfall meist schnell beseitigt werden. Füttern Sie vorübergehend nur abwechslungsreiches Grünfutter und Heu. Möglichst Grünfutter aus der Natur, viele Wild- und Küchenkräuter, Gräser, Karottengrün, Laub und frische Eichenzweige und -blätter.  Bieten Sie Verdauungstee (reinen Kräutertee!) an um die Wasserzufuhr zu erhöhen und die Verdauung zu beruhigen. Keinesfalls sollte nur Heu (Heudiät) gefüttert werden, denn dieses enthält zu wenig Wasser und Nährstoffe und schwächt das Tier unnötig. Dr. med. vet. Anja Ewringmann schreibt in “Leitsymptome beim Kaninchen”: “Die richtige Fütterung bei Durchfallerkrankungen ist therapeutisch enorm wichtig. […] Eine Heu- und Wasserdiät ist nicht geeignet, um den Bedürfnissen der Tiere gerecht zu werden.”

Ursache finden! Wichtig bei Durchfall ist jedoch, die Ursache zu suchen. Sollte Durchfall auftreten, so ist es unumgänglich, die eigene Fütterung zu überdenken und eine Kotprobe von drei Tagen (gemischt von allen Tieren der Gruppe) beim Tierarzt auf Hefen, Kokzidien und Würmer untersuchen zu lassen (dies kostet etwa 15-20€). Tritt wiederholt Durchfall auf, muss das Kaninchen beim Tierarzt gründlich auf Zahnprobleme hin untersucht werden. Wurde vor dem Durchfall ein ungeeignetes oder neues Futter gereicht, sollte dieses auf keinen Fall weiter gefüttert werden, denn es könnte die Ursache sein.

Wann sofort zum Tierarzt? Hält der Durchfall länger als einen Tag an oder ist das Kaninchen schlapp, verweigert sein Essen oder anderweitig auffällig, sollte jedoch umgehend ein Tierarzt aufgesucht werden (Notdienst), denn dann besteht recht schnell Lebensgefahr. Kaninchen können durch Durchfall dehydrieren (austrocknen), der Kreislauf kann daraufhin versagen, was zum Tod führt.

Was macht der Tierarzt? Der Tierarzt stabilisiert den Kreislauf (Infusionen) und verabreicht Medikamente, die den Durchfall behandeln. Unterstützende Medikamente sind allgemein Durchfallpulver N (Dr. Shaette), Dysticum und Stullmisan vet. Pulver, bei Durchfall durch Antibiotika oder andere Vergiftungen auch Aktivkohle bzw. medizinische Kohle (Apotheke, Internet) sowie Heilerde und zur Regeneration der Darmflora Bierhefe, Apfelpekti oder Präbiotika/Probiotika. Hauptsächlich wird jedoch der Durchfall behandelt, indem die Ursache behoben wird. Gerade bei akuten Durchfall mit Kreislauf-Problemen müssen Kaninchen meist stationär beim Tierarzt bleiben, sie erhalten Infusionen und werden überwacht.

Pflegemaßnahmen

Ein Kaninchen mit Durchfall muss gut gepflegt und beobachtet werden. Wichtig ist, den Durchfall ein bis zweimal täglich aus dem Fell zu waschen/schneiden und die Afterregion sauber zu halten. Der Tierarzt kann den Bereich frei rasieren. Richtiges Waschen sollte dabei eher vermieden werden bzw. nur gelegentlich stattfinden, da sonst die Haut gereizt wird und sich entzündet. Manchmal reicht es aus, mit einem Feuchttuch für Babys oder einem nassen Waschlappen die Region zu putzen, in anderen Fällen muss das Kaninchen mit dem Hinterteil in eine Schale mit lauwarmen Wasser gestellt werden, so dass der Kot aufweicht und abgewaschen werden kann. Kaninchen mit Durchfall müssen in den Sommermonaten bis zur Genesung nach drinnen geholt werden, da die Gefahr von einem Madenbefall besteht. Auch in der Wohnung gibt es Fliegen, deshalb müssen die Tiere zusätzlich zweimal täglich in der Afterregion penibel auf Fliegenmaden kontrolliert werden.
Da Durchfall-Kaninchen einen erhöhten Mineralienbedarf haben, sollte auch jeden Fall ein Himalaya-Salzleckstein oder Kochsalzlösung in einem Napf zusätzlich zum Wasser (niemals als Ersatz!) angeboten werden.

Sonderteil: Matschiger/flüssiger Blinddarmkot

Dieser wird häufig mit Durchfall verwechselt!

weichkot
Gesunder, zertretener/liegen gelassener Blinddarmkot

Der Blinddarmkot ist allgemein sehr viel weicher als normaler Kot und kann auch verschmieren. Aus verschiedenen Gründen kann er auch nicht aufgenommen werden, so dass sich das Kaninchen hinein setzt oder es im Gehege verschmiert. Ursachen finden sich in der Urin- und Köttelkunde.

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Es gibt allerdings auch Kaninchen die absolut flüssigen oder breiartigen Blinddarmkot ausscheiden. Im Unterschied zum Durchfall scheiden sie aber auch normalen Kot aus! Viele Halter berichten dann vom ständigen Wechsel zwischen Matschkot/Durchfall und normalen Kot.  Oft ist der Hintern kotverschmiert und das Kaninchen setzt Matschhaufen ab.

flüssiger blinddarmkot
Flüssiger Blinddarmkot in unberührter Form
blinddarmkot hinterteil
Bei Willy wurden trotz umfangreicher Untersuchungen keine Ursache für den “Durchfall”-verschmierten Hintern gefunden. Trotz optimaler Ernährung und zick Behandlungsversuchen stellte sich keine Besserung ein. “Er ist jeden Tag unten vollgeschmiert und die Klinik kann nie irgendwas finden. Manchmal sogar so doll, dass es, wenn ich bei der Arbeit bin und erst nachmittags nach Hause komme, unten alles schon getrocknet ist und verstopft, so dass keine Köttel mehr kommen können. Wenn ich es ihm dann abmache, kommen erstmal zehn Köttel oder so, total schlimm.” Oft wurden auch große matschige Haufen gefunden. Durch unseren Tipp kam die Halterin darauf, dass es Blinddarmkot ist und eine Entzündung zu Grunde liegen könnte. Sie behandelte mit Baytril und Lactulose. Dadurch wurde das Kaninchen gesund.

Die Ursache für den breiigen oder flüssigen Blinddarmkot ist eine Erkrankung des Blinddarms, ein bakterielles Ungleichgewicht. Die Problematik entsteht meist durch eine Dysenterie oder eine andere Grunderkrankung, z.B. Parasiten (Kokzidien, Würmer) oder verdorbenes/ungeeignetes Futter, eine generell schlechte Fütterung (z.B. Trockenfutter) oder starker Stress. Auch Hefepilze können die Ursache sein. Die Tiere zeigen keine Schmerzzeichen und haben ein ungetrübtes Allgemeinbefinden. Der häufigste Grund sind jedoch kräuterreiches Heu oder Trockenkräuter.
Bei einer Dysenterie wird mit Baytril behandelt (meistens über 10 Tage, bzw. wenn es dann noch nicht weg ist über die Heilung hinaus, bei Kaninchen die lange unbehandelt waren ggf. sehr viel länger, sonst kommt es wieder), Parasiten sollten zudem grundsätzlich durch eine Kotprobe und einen Tesa-Abklatsch ausgeschlossen bzw. behandelt werden. Es ist ein Darmflora-Aufbaumittel nötig, bewehrt haben sich Präbiotika, evtl. kombiniert mit Probiotika. Außerdem empfehlen wir, auf die Vitamin D Zufuhr zu achten, da ein Mangel entzündliche Darmerkrankungen begünstigt oder auslöst. Natürlich sollte die Ursache abgestellt werden, da die Erkrankung sonst wieder kommt.

Quellen u.a.:
Ewringmann, A. (2016): Leitsymptome beim Kaninchen: Diagnostischer Leitfaden und Therapie. Georg Thieme Verlag.
Hein, J. (2016): Durchfall beim Kaninchen–Ursachen und Therapie. kleintier konkret, 19(S 01), 2-9.
Hein, J. (2017): Durchfallerkrankungen bei Kleinsäugern: Ursache, Diagnostik, Therapie. Schlütersche.
Kraft, W., Emmerich, I. U., & Hein, J. (2012): Dosierungsvorschläge für Arzneimittel bei Kleinnagern, Kaninchen und Frettchen. Schattauer Verlag.