Gelenkserkrankungen beim Kaninchen

Was gibt es für Gelenkserkrankungen?

Arthritis, Osteoarthritis = eine Entzündung der Gelenke, oft sind die betroffenen Gelenke verdickt, warm und die Haut gerötet und schmerzhaft. Die Erkrankung kann bakteriell entstanden sein, aber auch andere Ursachen haben. Im Akutfall haben manche Tiere Fieber. Deutsche Riesen neigen zu Arthritis.

Arthrose, Osteoarthrose = übermäßiger, schmerzhafter Gelenkverschleiß der Knorpelschicht, besonders an der Wirbelsäule (Spondylose) und den Gelenken. Anfangs hat das Kaninchen beim Aufstehen Schmerzen, wenn es sich einläuft gehen die Schmerzen weg und kommen nur bei übermäßiger Bewegung wieder. Später hat es auch im Ruhezustand Schmerzen. Um den Knorpelverlust auszugleichen, versucht der Körper mit Knochenwucherungen der Arthrose entgegen zu wirken, das verstärkt jedoch oftmals die Schmerzen, da es die Nerven behindert, zudem versteift dadurch das Gelenk. Nicht jede Arthrose ist schmerzhaft! Die Erkrankung ist typisch für alte Kaninchen. Auch wenn sie im Röntgenbild festgestellt wird, heißt es nicht, dass das Tier zwingend darunter leidet. Das klinische Bild (hat das Kaninchen Symptome?) ist entscheidend.

Spondylose = Abnutzungserscheinung an der Wirbelsäule (Wirbelsäulen-Arthrose) mit Veränderungen an den Wirbelkörpern. Durch den Verschleiß der Bandscheiben und Bänder, ist die Wirbelsäule weniger beweglich, das Kaninchen versteift. Der Körper bildet zum Ausgleich Knochenwucherungen, die in manchen Fällen schmerzhaft sein können. Die Erkrankung ist typisch für alte Kaninchen. Auch wenn sie im Röntgenbild festgestellt wird, heißt es nicht, dass das Tier zwingend darunter leidet. Das klinische Bild (hat das Kaninchen Symptome?) ist entscheidend.

Hüftdysplasie = schmerzhafte  Fehlstellungen und Störungen der Verknöcherung des Hüftgelenks, die Gelenkpfanne ist nicht tief genug, der Gelenkkopf wird dadurch fehlgebildet. In der Folge entsteht Arthrose. Der Körper bildet Knochenwucherungen, die schmerzhaft sein können. Große Kaninchenrassen neigen dazu.

Es gibt viele weitere Gelenekserkrankungen beim Kaninchen. 

Wie erkenne ich, dass mein Kaninchen betroffen ist?

Gelenkserkrankungen fallen manchmal erst auf, wenn die Erkrankung weit fortgeschritten ist. Dann lassen sich oft ein paar wenige der folgende Anzeichen erkennen:

  • arthrose-sitz-kaninchenSie nehmen ab und zu eine Sitzposition ein, bei der sie die Hinterbeine sehr stark nach vorne schieben, so dass sie weiter vorne als die Vorderbeine liegen, diese Position mildert die Schmerzen.
  • Die Kaninchen bewegen sich weniger als früher.
  • Gelegentlich kann man beim Sprung in die Toilette ein Hängenbleiben der Hinterläufe am Toilettenrand beobachten
  • Sprünge auf erhöhte Gegenstände werden seltener oder werden ganz vermieden. Das Kaninchen ist ungelenkig und verfehlt das Ziel oder tut sich beim Springen schwer, landet falsch etc.
  • Die Kaninchen putzen ihr Hinterteil und die Hinterläufe unzureichend und nehmen den Blinddarmkot nicht auf, oft setzen sie sich in den eigenen Kot. Es kommt zu einem verschmutzten Hinterteil oder Verfilzungen im Fell.
  • Es wird seltener oder gar nicht mehr Männchen gemacht oder das Kaninchen fällt dabei um.
  • Die Kaninchen putzen sich in ungewöhnlichen Sitzpositionen, meist indem sie sich auf ihr Hinterteil setzen oder sich hinlegen:

     

arthrose vorderbeine
Verdickte Gelenke an den Vorderpfoten durch Arthritis.
  • Ist die Krankheit bereits sehr stark fortgeschritten, ist manchmal ein wackeliges Rückgrat zu beobachten, das Kaninchen knickt gelegentlich um/seitlich weg. Oft ist der Gang auch nicht mehr so sicher und leicht schwankend.
  • Auch Lähmungen sind möglich.
  • Das Kaninchen verändert seine Gewohnheiten, liegt anders, sucht keine erhöhten Plätze auf, bewegt sich deutlich weniger.
  • Bei Kälte oder Hitze, bzw. Wetterschwankungen werden die Symptome stärker, allgemein schwankt der Zustand sehr stark. Bei feuchter Kälte sind viele Kaninchen stärker betroffen. Wärme mildert die Schmerzen.
  • Nach längerem Ruhen ist der Gang zunächst auffällig, das Kaninchen “läuft sich jedoch ein” wenn es sich länger bewegt.
  • Einige Kaninchen entwickeln wunde Läufe (Pododermatitis), da sie sich anders hinsetzen und so den hinteren Teil des Fußes stark belasten. Oft ist es sogar für die betroffenen Kaninchen angenehmer, die Schmerzen der Pododermatitis in Kauf zu nehmen, um die Gelenksschmerzen in dieser Sitzstellung zu reduzieren.
  • Kaninchen mit Arthritis haben dicke, geschwollene, warme Gelenke (z.B. Vorderpfoten).

Eine sichere Diagnose ist je nach Erkrankung in seltenen Fällen durch durch das klinische Bild eindeutig, ansonsten durch ein Röntgenbild oder eine Computertomographie (CT) bzw. Magnetfeldresonanztherapie (MRT) beim Tierarzt möglich.

Ursache: Wie entstehen Gelenkserkrankungen?

Klassisch sind einige der Gelenkskrankheiten typische Alterserkrankungen, die erst im fortgeschrittenen Lebensalter auftreten. In Ausnahmefällen treten sie auch frühzeitig auf.

Folgende Ursachen sind für Arthrose, Spondylose und HD ursächlich (oft auch mehrere Ursachen):

  • ffManche Kaninchenrassen, insbesondere die Deutschen Riesen und andere sehr große Rassen, haben eine erbliche Veranlagung für Gelenkserkrankungen (ähnlich wie große Hunderassen), insbesondere für HD, aber auch für Arthritis, Spondylose und Arthrose, je nach Zuchtlinie kann die Veranlagung erheblich schwanken.
  • Ein erhöhtes Körpergewicht führt zu einem erhöhten Gelenksverschleiß. Neben übergewichtigen Kaninchen sind große Rassen, die durch ihre Größe ein erhöhtes Gewicht tragen müssen, betroffen.
  • Ein hohes Lebensalter begünstigt diese Erkrankungen, meist sind alte Kaninchen betroffen. Im Laufe des Lebens kann es zum Verschleiß kommen, besonders bei sehr alten Kaninchen oder längerfristiger, ungesunder Belastung.
  • Wird das Gelenk stark beansprucht, so können diese Erkrankungen verstärkt auftreten. Zur Vorbeugung sollten höhere Sprünge (z.B. auf hohe Etagen, auf Stalldächer etc.) verhindert werden, z.B. indem man Rampen und Geländer an erhöhten Plätzen anbringt. Außerdem ist ein weicherer Untergrund von Vorteil, der das Gewicht besser abfedert (Stroh, Heu, dicke Einstreu, Matten, Teppiche…).
  • Viel gesunde, weniger belastende Bewegung beugt hingegen Gelenkserkrankungen vor. Zu wenig Bewegung kann Gelenkserkrankungen hingegen auslösen (z.B. Stallhaltung, Haltung im Käfig)
  • Eine Mangelernährung (zu wenig Futter, zu wenig Energie und Vitamine/Nährstoffe im Futter, ein unausgeglichenes Kalzium:Phosphor-Verhältnis, Fertigfutter aus dem Handel, kalziumreduzierte Ernährung…) oder mangelnde Vitamin D Synthese (kein direktes Sonnenlicht (ohne Fensterglas), keine UVB-Lampe, kein angereichertes Futter…) führen häufig zum Abbau von Kalzium im Knochen (Osteoporose) und anschließend zu Arthrose
  • Fehlstellungen der Gelenke/Gliedmaßen begünstigen Gelenkserkrankungen durch erhöhten Verschleiß, z.B. wenn ein Tier eine Gliedmaße amputiert wurde.
  • Auch Infektionen kann eine Arthritis (septische, infektiöse Arthritis) auftreten. Bei großen Rassen wird vermutet, dass die infektiöse Arthritis eine große Rolle spielt. Oft sind Atemwegs‐, Magen/Darm‐, Harnwegs- oder Herzklappeninfektionen die Ursache, auch direkte Entzündungen durch Verletzungen am Gelenk oder Pododermatitis sind mögliche Auslöser. Es können sowohl Bakterien, als auch Mykoplasmen, Viren, Protozoen und Pilze als Auslöser in Frage.
  • Durch Antibiotika-Gaben (Gyrasehemmer wie z.B. Enrofloxacin – Baytril & Marbofloxacin – Marbocyl) kann das Bindegewebe geschädigt werden, was zu Arthrose führen kann.
  • In Folge einer Arthritis (Gelenksentzündung, z.B. durch Verletzungen/Umknicken oder bei größeren Rassen oft genetisch) kann es zur Arthrose (Gelenksverschleiß) kommen
  • Arthrose und Arthritis stehen manchmal im Zusammenhang mit dem Immunsystem an mehreren Gelenken gleichzeitig (Polyarthropathien (PA)), es gibt hier eine genetische bzw. Rassenprädisposition bei großen Rassen. Die PA geht häufig mit einer symmetrischen Gelenksschwellung, Durchfall und Gewichtsabnahme einher, teils auch mit Fieber. Sie kann durch folgende Risikofaktoren begünstigt werden: kürzliche Impfung, Sulfonamide oder andere Medikamente, Zecken, Infektion (u.a. auch Darmerkrankung, Blasengries, Herz etc.).

Therapie: Wie werden die Krankheiten behandelt?

Ziele der Behandlung

  • Schmerzbekämpfung
  • Verbesserung der Gelenkfunktion
  • Wiederherstellung und Erhaltung der Lebensqualität
  • Verhindern oder verlangsamen des Voranschreitens der Erkrankung
  • Erhalt und Wiederaufbau der Muskulatur (Masse und Stärke)

Gelenkserkrankungen beim Kaninchen können leider nicht geheilt werden, außer es wird beispielsweise bei HD ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt, wie es bei Hunden verbreitet ist. Bei Kaninchen gibt es kaum Erfahrungswerte zu diesen Operation und da Kaninchen ihre Hinterbeine sehr stark belasten (Hoppeln), wird eine solche Operation von Experten nicht empfohlen. Bei der Behandlung geht es deshalb vorrangig darum, Schmerzfreiheit zu erreichen und das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen oder aufzuhalten.

 Folgende Therapieansätze können kombiniert werden:

Kahle Beine durch Arthrose-Schmerzen: Die Tiere urinieren sich durch die Schmerzen ein und beißen sich das Fell weg. Eine weitere Ursache können Zahnerkrankungen sein.
  • Schmerztherapie durch Schmerzmittel, bevorzugt Meloxicam (z.B. Handelnamen wie Metacam – da es entzündungshemmend wirkt, Gabe ist zweimal täglich möglich), evtl. kombiniert mit Metamizol (Handelsnamen wie Novalgin). In schweren Fällen auch Tramadol und Gabapentin. Alle Schmerzmittel setzen an unterschiedlichen Punkten an und wirken anders, d.h. einige Kaninchen benötigen eine Kombination aus mehreren Mitteln um schmerzfrei zu werden. Es wird der Therapie von Gelenkserkrankungen mit einer höhen Dosis angefangen und dann langsam runter reguliert. Die Dosierung ist höher als bei Hund und Katze (ab 1mg/kg/Tag Meloxicam ist eine schmerzreduzierende Wirkung beim Kaninchen nachgewiesen). Durch das Schmerzmittel wird der Teufelskreis durchbrochen, es bewegt sich das Kaninchen mehr, die Muskulatur wird aufgebaut, dadurch gewinnt es an Lebensqualität und die Bewegung schwächt die Symptome ab, es läuft sich ein. Meloxicam wird in der Regel absolut problemlos auch als Langzeit-Therapie vertragen, kann jedoch organische Erkrankungen verursachen oder verstärken (Magen-Darm-Trakt, Leber, Nieren…), deshalb wird empfohlen, es als Anfangs-Medikament einzusetzen und sobald durch andere Mittel Schmerzfreiheit erreicht ist, das Meloxicam so weit es geht zu reduzieren oder abzusetzen und nur in akuten Schüben ggf. wieder anzusetzen. Außerdem sollte begleitend bei chronisch kranken Kaninchen und Kaninchen, die es als Langzeittherapie bekommen, ein Magenschutz gegeben werden (z.B. Sucrabest). Meist bleiben die Kaninchen dann auch durch die anderen Mittel schmerzfrei. Leider schlägt Schmerzmittel bei manchen Kaninchen mit Gelenkserkrankung nicht optimal an, deshalb ist es wichtig, es mit weiteren Mitteln und Maßnahmen zu kombinieren. Um den Stress bei der Eingabe zu reduzieren ist es meist sinnvoll, es z.B. in zerdrückter Banane, Haferschmelzflocken oder Bananensaft einzurühren, dann wird es problemlos gefressen.
  • Einige Kaninchen sprechen auch sehr gut auf CBD-Öl als Schmerzmittel an. Beispielsweise ist Calmin oder Calmin forte sehr gut geeignet. Es muss für Kaninchen recht hoch dosiert werden, z.B. 4 Tropfen pro Kilo Körpergewicht und Tag vom 15%igen Calmin forte.
  • Monoklonalen Anti‐NGF‐Antikörper (Solensia, Librela) eignen sich nicht für die Behandlung von Kaninchen, da sie speziell auf Hunde und Katzen abgestimmt sind und beim Kaninchen nicht wirken.
  • Bei einer infektiösen Arthritis (heiße, geschwollene Gelenke…) sollte ein Antibiotikum gegeben werden, dieses wird min. über 4-6 Wochen und min. 2 Wochen über die Symptomfreiheit hinaus gegeben werden. Geeignet ist z.B. Doxycyclin, Enrofloxacin (Orinflox, Baytril), Metronidazol
  • Homöopathisch hat sich Traumeel (bei akuten Arthrose-Schüben oder durchgängig) und Zeel (durchgängig gegeben) bewährt. Auch Ost Heel kann dauerhaft eingesetzt werden. In akuten Schüben ist außerdem Discus comp. möglich. Bevorzugt werden die Ampullen verwendet (wenn als Ampullen auf dem Markt), da sie zuckerfrei sind. Allerdings sind die Tabletten leichter zu verabreichen, was ebenfalls vorteilhaft sein kann. Homöopathische Mittel sind in ihrer Wirksamkeit wissenschaftlich nicht bewiesen.
  • Ingwer ist erfahrungsgemäß das wirksamste Mittel gegen Gelenkserkrankungen. Er kann geraspelt problemlos in zerdrückter Banane, Cuni Complete oder einem anderen leckeren Futter verabreicht werden, manche fressen ihn auch pur. Um die Kaninchen an den Ingwer zu gewöhnen, wird zunächst ganz wenig Ingwer in viel Futter versteckt und die Menge langsam gesteigert. Eine Alternative ist Ingwersaft, dieser kann (verdünnt mit etwas Leckeren) in den Mund (ca. 0,2-0,5ml/kg Körpergewicht) eingegeben werden. Ingwer wirkt meist sogar besser als Schmerzmittel und wird oft unterschätzt. Im Link ist der Ingwersaft ohne Zitrone erhältlich, denn bereits kleine Mengen Zitrone führen zu einer extrem schlechten Akzeptanz bei den Kaninchen.
  • Ingwer-reibe-kaninchen-bananeEinige Futtermittel sind bei diesen Erkrankungen besonders wertvoll, da sie entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken können, durch die Gabe kann meist das Schmerzmittel langfristig etwas reduziert werden. Unterstützende Pflanzen sind Weidenzweige (oder Pappel-, Eschenrinde und -blätter), Fenchel, Löwenzahnwurzeln, Brennnesseln, Teufelskralle und Hagebuttenpulver. Ingwer-kaninchenAuch Omega-3-Fettsäuren (z.B. Rodicare Derma, Leinsamen und Sonnenblumenkernen, oder als Algenöl – schmeckt streng) wirken oft unterstützend
  • Ein Medikament das mit Pflanzenextrakten arbeitet ist Rodicare Artrin, einigen Kaninchen Kaninchen hilft es recht gut.
  • Wenn das Kaninchen übergewichtig ist, sollte es abnehmen um die Gelenke zu entlasten
  • Weiche Unterlagen als Schlafplatz, z.B. Hygiene- & Kunstlederbetten für Hunde (abwischbar) haben sich bewährt.
  • Naturheilkunde-bei-Tieren bietet einige Präparate an, die aus chinesischen Kräutern zusammen gesetzt sind, z.B. gegen Arthrose ( Drynaria, Rejoint), und Erkrankungen des hinteren Bewegungsapparates (Backmotion), aber auch ein gut verträgliches Gelenk-Schmerzmittel (Analgos). Die Erfahrungswerte mit den Medikamenten sind unterschiedlich aber meist recht gut. Die Tabletten werden zum Teil freiwillig wie Leckerlis gefressen (Rejoint nicht).
  • Ebenfalls gute Erfahrungswerte gibt es mit Gladiator Plus Kleintier (als Kur oder dauerhaft), insbesondere wenn das Kaninchen allgemein geschwächt ist oder noch eine weitere Krankheit hat. Gladiator Plus reguliert das Immunsystem und führt dazu, dass sich das Kaninchen wiederum deutlich mehr bewegt, dadurch werden die Arthroseschmerzen stark reduziert. Es sollte bei jedem Arthrose-Kaninchen angewendet werden. 
  • Physiotherapie ist sehr effektiv und wirkt bei fast allen Kaninchen sehr gut. Ein Tierphysiotherapeut, der ein Händchen für Kaninchen hat, kann Übungen zeigen.
  • Eine Lasertherapie hilft einigen Kaninchen sehr gut.
  • Wärme kann gegen die Schmerzen helfen, betroffene Kaninchen sollten im Winter eine Wärmequelle bekommen oder nach drinnen ziehen.
  • Hat das Kaninchen eine weitere Erkrankung? Es sollte beim kaninchenkundigen Tierarzt durchgecheckt werden! Andere Erkrankungen können die Arthroseschmerzen verstärken.

Sollte die Therapie nicht mehr anschlagen und der Verlauf sehr stark fortgeschritten sein, sollte irgendwann über eine Einschläferung nachgedacht werden, denn starke Schmerzen oder wenn das Kaninchen nicht mehr hoch kommt, bieten keine ausreichende Lebensqualität. Wenn man an diesem Punkt angelangt ist, kann auch mit Cortison behandelt werden (nicht vorher!).

Erfahrungsbericht

Verbesserung der Lebensqualität und Milderung der Schmerzen durch Physiotherapie. Putzen vor der Physiotherapie und nach Physiotherapie:


Wichtig: Kaninchen mit Gelenkserkrankungen brauchen Hilfe bei der Ohrenpflege, da sie die Putzbewegung nur schwer oder gar nicht mehr ausführen können (am Ohr kratzen mit den Hinterläufen etc.) und sich dadurch Sekret im Ohr sammelt, was zu Entzündungen führen kann. Regelmäßige Kontrollen mit dem Otoskop beim Tierarzt sind zu empfehlen, zudem sollten die betroffenen Kaninchen mit Ohrenpflege unterstützt werden. Die Ohrenpflege wird ähnlich wie bei Widderkaninchen durchgeführt.

Ernährung mit Gelenkserkrankungen

Viele Kaninchen mit Gelenkserkrankungen sind abgemagert. Keinesfalls sollte man den Fehler machen und sie mit Kraftfutter füttern (Haferflocken, Obst, Trockenfutter…), erfahrungsgemäß werden dadurch die Gelenksschmerzen schlimmer und die Tiere magern sogar erst recht ab. Solchen Tieren hilft es, sie mit Wiese, Küchenkräutern, Bittersalaten, Kohl (wenn er vertragen wird) zu stabilisieren so dass sie wieder zunehmen und diesen Teufelskreis durchbrechen.

Beispiel: Sepperl´s Behandlung

Erfahrungsbericht: Sepperl ist aus geringer Höhe vom Arm gesprungen und dabei mit den Hinterläufen umgeknickt aufgekommen. Er hatte schon davor Anzeichen für Arthrose wie den “Arthrose-Sitz” und Hängen bleiben am Toilettenrand. Er hat sich danach kaum noch bewegt, lag in der Sonne und magerte stark ab. Röntgenbilder ergaben Hüftdysplasie, Arthrose und Spondylose, eine akute Arthritis durch den Sturz konnte ebenfalls nicht ausgeschlossen werden. Er bekam anfangs Metacam.

Vorher
So lief er, wenn er noch einigermaßen gut gelaufen ist, denn oft ist er auch umgeknickt und hat sich kaum bewegt.

Das Matacam wirkte nur recht leicht, oft hatte ich das Gefühl, dass es gar nicht wirkt. Deshalb versuchten wir weitere Medikamente anzusetzen.

Kaninchen HD abgemagert Arthrose Spondylose

Er bekam:
Morgens Ingwer, Rejoint und Gladiator Plus in Banane, Backmotion und Analgos als Leckerli
Abends bekommt er Backmotion und Analgos sowie Zeel und Ost Heel, alles als Leckerli
Manchmal bekommt er noch eine zweite Portion Ingwer.
Außerdem biete ich viel Weide und Eiche an, die frisst er auch recht gerne.
Im akuten Schub und am Anfang durchgängig bekommt er Traumeel und Discus comp.

Auf den rechten Foto sehen Sie, wie mitgenommen und abgemagert er war.

Das Metacam habe ich nach einer Weile, als es ihm wieder deutlich besser ging, komplett abgesetzt (vorher langsam ausgeschlichen). Es geht ihm trotzdem unverändert gut.

Zwei Monate später

Sein Zustand schwankt etwas von Tag zu Tag aber ist recht gut und kein Vergleich zu vorher. Ich hätte es nicht für möglich gehalten… Er hat extrem zu genommen und wieder ein recht gutes Normalgewicht. Er bewegt sich deutlich mehr, wackelt deutlich weniger, knickt nicht mehr weg und turnt im Garten herum… Ganz leicht wackelt er hinten noch, aber kein Vergleich zu vorher… Ich hätte gar nicht gedacht, dass sich das Gelenk wieder stabilisieren kann…

Nachher

4 Monate später

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Sepperl hatte zwischenzeitlich noch einen Hautpilzbefall durch sein schlechtes Immunsystem, wir haben weiter die oben genannten Medikamente gegeben und noch weitere Arthrose-Mittel wie z.B. ArthroGreen (plus) und RodiCare Artrin. Da er recht stabil war, merkte man kaum einen Unterschied, sein Zustand blieb weiter sehr stabil. Zusätzlich bekam er Schwarzkümmelöl und andere Haut-/Pilzmedikamente.

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Wir haben es nun geschafft und er ist wieder absolut fit, springt auf recht hohe Gegenstände, wirkt absolut schmerzfrei und rennt sehr viel herum. Die Medikamente konnten wir deshalb sogar wieder absetzen. Sollte er wieder schlechter laufen, werden wir gleich wieder die Mittel ansetzen. Er hat auch wieder zugenommen und sogar noch ausreichend Winterspeck angesetzt. Nur Männchen machen kann er nicht mehr, aber das scheint ihn wenig zu stören.

Kaninchen HD abgemagert Arthrose Spondylose

Vorher -Nachher
(vom abgemagerten, geschwächten Häufchen Elend zum stattlichen Rammler)
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Mittlerweile hatte sich die Behandlung so eingependelt, dass er 3-4x wöchentlich Ingwer-Brei und Gladiator Plus Kleintier bekam. Außerdem gaben wir ihm gelegentlich auch Nahrungsergänzungsmittel in den Brei , die er zuvor durchgängig bekam. Wenn er ein schlechteres Gangbild hatte, setzten wir weitere Medikamente vorübergehend an und schlichen sie wieder aus, wenn es wieder besser ging.
Die Schübe waren mittlerweile sehr viel schwächer und seltener geworden.

Sepperl hat jahrelang mit Arthrose gelebt und sich aus dem akuten Zustand so erholt, dass er mit Unterstützung der Mittel problemlos sein restliches Leben gelebt hat. Er starb an einer Herzerkrankung.